Tief im Westen findet sich eine Ferkelaufzucht

Er möchte eigentlich nicht weg. Denn das Leben hier zwischen Herne-Holthausen und Bochum-Gehrte hat für ihn doch viele Vorteile - es ist eben nicht das Dorf, weitab jeder großen Stadt. Die Vielfalt der Stadt möchte er nicht missen.

Stephan Heiermann, Sauenhalter mit Ferkelaufzucht aus Herne, hat nicht nur aus diesem Grund vor ein paar Jahren investiert und seinen Betrieb auf eine wirtschaftliche Größe erweitert.

 

Hier gibt es keine Milchkühe mehr - früher war das eine starke Milchregion

Nun bewirtschaftet er den letzten landwirtschaftlichen Betrieb in dieser Region, der noch den ursprünglichen Viehbestand hat - im Gegensatz zu anderen, die entweder auf Nebenerwerb umgestellt haben oder - wie die Pensionspferdehalter - nun landwirtschaftliche Dienstleistungen anbieten.

Heiermann ist ein gutes Beispiel, dass moderne Landwirtschaft und städtische Umgebung gut miteinander auskommen können. Die Erweiterung, die er vor einiger Zeit vorgenommen hat, musste zwar gesondert begutachtet werden, jedoch, nach kleineren Anpassungen an der Anlage, stand dieser nichts mehr im Wege.

Überhaupt, in dem Gespräch kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass ihm seine Tätigkeit, die Arbeit hier mitten im Ruhrgebiet, richtig Freude macht. Selbst den kurzfristigen Pachtverträge, die auch bei ihm einen Großteil der Flächen betreffen, kann er noch Positives abgewinnen: der Konkurrenzdruck unter landwirtschaftlichen Nutzern ist nicht sehr groß, denn neue Nutzer wollen meist nicht in derart kurzfristige Pachtverhältnisse einsteigen. Auch Maisflächen für Biogasanlagen sind nur bedingt eine Konkurrenz, da die Kommunen sich inzwischen gegen diese Monokulturen wehren.

Natürlich, das räumt er ein, gibt es immer eine Unsicherheit, da der Eigentümer oder auch die planende Kommune recht kurzfristig entscheiden können, was mit den Flächen geschehen solle - doch so lange der Preis stimmt, hat er da nicht unbedingt ein Problem mit.

Es macht den Eindruck, dass Heiermann seine Marktsituation sehr genau im Blick hat. Immer wieder wird deutlich, dass Besonderheiten des städtischen Umfelds, die von anderen eher als Nachteile ausgelegt werden, für ihn Vorteile sind.

Dazu mag beitragen, dass sich der Hof der Heiermanns im Grenzgebiet zwischen zwei Herne und Bochum befindet und diese Flächen von den Planern nicht mehr als städtische Entwicklungsflächen gesehen werden - im Gegenteil. "Die Kommunen bemühen sich, diese grünen Streifen zu erhalten und so ein nahtloses Ineinanderübergehen der städtischen Bebauung zu vermeiden", sagt Heiermann.

Doch ganz ohne Konkurrenz um die Flächen geht es auch beim Hof Heiermann nicht, erst vor kurzem plante die Stadt Bochum mitten durch eine Fläche der Heiermanns einen Radweg, nicht schnurgerade, sondern im Zickzack zieht sich dann eine fünf Meter breite Schneise durch die landwirtschaftlichen Flächen der Heiermanns.

Stefan Heiermann beobachtet diese Entwicklungen genau. Denn nicht nur solche Freizeitwege, sondern andere Flächeninteressenten wie der Hunger der Städte nach Ausgleichsflächen, oder der Bedarf von Projekten wie Golfplätzen setzen die Landwirtschaft in dieser Region immer wieder unter Druck. Andererseits: sollten altlastenfreie Industriebrachen zur Verfügung stehen, für Heiermann wäre es kein Problem, diese zu nutzen - aber nur wenn die Altlastenprobematik gelöst ist, fügt er noch einmal hinzu.

Um die Zukunft seines Betriebes macht Heiermann sich dennoch keine Sorgen. Für sich persönlich hat er ein Geschäftsmodell entwickelt, mit dem er sehr gut leben kann. Gedanken an einen möglichen Nachfolger verschwendet er nicht, der Sohn ist ja auch noch jung.

Für Direktvermarktung wäre das hier sicher auch eine gute Lage, aber da muss man Spaß dran haben.

Der Hof von Stephan Heiermann ist ein alteingesessener Betrieb, schon seit dem 16. Jahrhundert. Aussiedlung oder Verlagerung kam nie in Frage. Doch als bedingsloser Wahrer der Tradition tritt Stephan Heiermann auch nicht auf. Dazu hat er in seinem Umfeld zu viele gesehen, die sich lieber eine andere Tätigkeit gesucht haben.

Denn nur wer innovativ denkt und Liebe zu diesem Beruf hat, der kann sich in dem städtischen Umfeld weiterentwickeln. Wer Nischen sucht und findet, führt in der Regel seinen Betrieb fort, die anderen geben meist auf. Stephan Heiermann hat seine Nische, seinen Platz gefunden und so wird der Hof auch im 21. Jahrhundert weiter geführt.